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H1-Schmiermittel und Edelstahlfinger gewährleisten ein hygienesicheres Handling.
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Die bestückten Blister werden umgesetzt und anschließend einem Folienschweißgerät zugeführt.
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Jan Erik Schopen (rechts), Abteilungsleiter Technik bei Günthart, und Schunk-Fachberater Norbert Fehrenbacher sind vom EGP überzeugt.

DEKOR-ROSEN SICHER VERPACKT

Wenn gefüllte Blister gehandhabt werden, treffen zwei Anforderungen aufeinander: Zum einen dürfen die Lebensmittel nicht beeinträchtigt oder gar kontaminiert werden, zum anderen gilt es, den Blister sicher zu greifen, ohne ihn zu deformieren. Der Süßwarenspezialist Günthart aus Hohentengen nutzt hierfür eine elektrisch geregelten Kleinteilegreifer, der mit individuell dosierter Greifkraft eine hohe Prozessstabilität gewährleistet.

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Günthart verfügt über mehr als 70 Jahre Erfahrung im Bereich der  Tortendekorationen und erfüllt die IFS Qualitätsstandards für die Lebensmittelproduktion. Über 1.500 Mitarbeitende in zehn Ländern produzieren und vertreiben hochwertige und optisch ansprechende Dekorationen für Bäckereien, Konditoreien sowie für den Lebensmittelfach- und -einzelhandel. Dazu zählen Schokoladendekore und detailgetreue Zucker-Figuren ebenso wie Marzipanrosen oder Brautpaar-Figuren. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen zu einem führenden Hersteller für Süßwaren-Geschenkartikel entwickelt. „Ein Greifer in solchen Anwendungen muss lebensmittelkonform und einfach anzusteuern sein – und er muss den fertig bestückten Blister sicher handhaben, ohne dass Abdrücke oder Verformungen entstehen“, erläutert Jan Erik Schopen, Abteilungsleiter Technik bei Günthart.

In von Günthart in Eigenregie konstruierten und gebauten Kommissionierzellen werden die Dekor-Rosen und Dekor-Blätter aus Zuckerteig zunächst manuell auf ein Auslageband vereinzelt und anschließend mithilfe eines Delta-Roboters in Blister sortiert. Da der Blister ein eigene Form ist, die individuell nach Kundenwunsch bestückt wird, können in den Zellen unterschiedlichste Produktvarianten produziert werden, die sich in Form, Farbe und Geschmack und Umverpackung unterscheiden. Der Scararoboter mit dem Greifer verbindet das Ende der beiden Kommissionierbänder mit einem zentralen Förderband, das die gefüllten Blister einem Folienschweißgerät zuführt.

Hygienesicherer Elektronikgreifer

Das Ziel von Jan Erik Schopen war es, von „der Pneumatik wegzukommen, zum einen, weil sich ein elektrischer Greifer einfacher steuern und regeln lässt, zum anderen, weil keine Gefahr besteht, dass beim Handling Luft am Greifer austritt und das Produkt mit einem Schleier überzogen oder anderweitig beeinträchtigt wird.“ Bei der Auswahl und Auslegung des Greifers nutzte Schopen die Erfahrung und Kompetenz des Greifsystem- und Spanntechnikspezialisten Schunk aus Lauffen am Neckar. Schon vor Jahren hatte das technologiegetriebene Familienunternehmen mit speziellen Hygienic Design-Greifern zum Kotelett-Handling Schlagzeilen gemacht und seine Kompetenz im Bereich der hygienischeren Handhabung in unterschiedlichsten Anwendungen der Fleisch-, Fisch-, Molkerei- und Süßwarenindustrie unter Beweis gestellt. Umso begeisterter war Jan Erik Schopen als Schunk-Fachberater Nobert Fehrenbacher mit dem EGP eine sowohl technologisch als auch wirtschaftlich attraktive Lösung präsentierte: In individuellen Versuchsreihen bei Schunk hatte sich der standardisierte Kleinteilegreifer EGP als effizienteste Lösung für das Handling der gefüllten Blister erwiesen.

Um die Anforderungen der DIN EN 1672-2 zu erfüllen, ist der Greifer mit H1-zertifiziertem Spezialschmierstoff für die Lebensmittelindustrie geschmiert und mit individuell entwickelten Greiferfingern aus Edelstahl ausgestattet. So ist gewährleistet, dass die Lebensmittel weder verschmutzt, noch dass unerwünschte Gerüche übertragen werden. „Die konische Form der Greiferfinger stellt sicher, dass die Dekor-Blätter sanft auf die Seite geschoben werden, wenn der Greifer in den gefüllten Blister eintaucht. Zudem lässt sich die Greifkraft über den Potentiometer am Greifer in mehreren Stufen regulieren, bis ein sicherer Halt gewährleistet ist, ohne Greifmarken am Blister zu hinterlassen“, hebt Fehrenbacher hervor. Die Greiferfinger weisen weder Spalten noch Toträume auf, in denen sich Lebensmittel- oder Reinigungssubstanzen sammeln könnten. „Ein einfaches Abwischen im Rahmen unseres Hygieneplans genügt, um die Greiferfinger zuverlässig zu reinigen“, bestätigt auch Schopen. Da sowohl die vorhergehende Station und das Band als auch die nachfolgende Station zu 100 Prozent überwacht werden, genüge es, beim Blisterhandling die Fingerposition des Greifers zu überwachen – mehr sei nicht erforderlich, so Schopen.

Wartungsfreier Servomotor

Der mechatronische 24V-Greifer ist laut Schunk der leistungsdichteste elektrische Kleinteilegreifer mit integrierter Elektronik am Markt. Er verspricht ein hohes Tempo bei gleichzeitig hoher Greifkraft. Bürstenlose und damit wartungsfreie Servomotoren sowie eine leistungsfähige Kreuzrollenführung gewährleisten einen hohen Wirkungsgrad und machen ihn zu einem dynamischen und leistungsfähigen Experten für anspruchsvolle Pick & Place-Anwendungen.

Um die Dynamik und die Energieeffizienz der übergeordneten Anlage zu erhöhen, besteht das Greifergehäuse aus einem speziellen Hochleistungsaluminium, zudem wurde bei der Konstruktion konsequent überschüssiges Material eingespart. Da der Greifer sowohl seitlich als auch bodenseitig durch- und angeschraubt werden kann, besteht eine hohe Flexibilität beim Anlagendesign. Die EGP Kleinteilegreifer gibt es in den vier Baugrößen 25, 40, 50 und 64 mit Fingerhüben von drei Millimetern, sechs Millimetern, acht Millimetern und zehn Millimetern. Mittels eines integrierten Drehschalters kann die Greifkraft beim EGP 25 in zwei Stufen auf 100 Prozent und 50 Prozent, beim EGP 40, 50 und 64 in vier Stufen auf 100 Prozent, 75 Prozent, 50 Prozent und 25 Prozent eingestellt werden. So sind Greifkräfte von 20 bis 300 Newton flexibel möglich. Die Greifer eignen sich zur Handhabung von Teilen mit einem Gewicht bis 1,25 Kilogramm. Die Schließzeit beträgt je nach Baugröße von 0,09 Sekunden bis 0,49 Sekunden. In der speziellen Speed-Version ist eine Schließzeit von nur 0,03 Sekunden realisierbar. Die Ansteuerung erfolgt in der Anwendung bei Günthart über digitale I/O.

Alternativ gibt es den EGP auch als IO-Link-Version (Class B Standard). Bei ihr ist es über eine entsprechende Programmierung möglich, mit jedem Zyklus die Fingerposition frei zu definieren und ohne externe Sensoren abzufragen. Zudem kann die Greifkraft komfortabel, sprich ohne manuellen Eingriff am Greifer, in vier Stufen eingestellt werden. Künftig will Jan Erik Schopen die Zellen von Günthart genau in diese Richtung weiterentwickeln: „Bei unseren nächsten Anlagen werden wir IO-Link nutzen, um beispielsweise Parameter über die Software zu variieren und den Greifprozess zu überwachen.“ Auch beim Wechsel von Komponenten ergeben sich klare Vorteile: „Im IO-Link-Master sind sämtliche Informationen enthalten, so dass nur der Greifer gewechselt werden muss, schon ist die Anlage wieder startklar. So einen Tausch wird künftig jeder Mitarbeiter aus der Produktion erledigen können.

 

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