© Mareike Bähnisch
Die Anuga FoodTec hat als wichtigste Plattform des Jahres den Re-Start der gesamten Branche erfolgreich eingeleitet.

ERFOLGREICHER RE-START DER ANUGA FOODTEC

Vier Tage lang, vom 26. bis 29. April 2022, traf sich die Lebensmittel- und Getränkeindustrie mit ihrer Zulieferbranche auf der Anuga FoodTec in Köln. Im Fokus der Messe standen Lösungen und Konzepte zur Bewältigung der Herausforderungen, denen sich Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken in diesen Zeiten stellen müssen. Allen voran der Wandel zu einer nachhaltigen Zukunft, ist ein Thema, das die Agrar- und Ernährungsindustrie weltweit beschäftigt und auch bei der Eröffnung des Branchentreffs durch Bundesminister Cem Özdemir im Mittelpunkt stand.

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Mehr Tierwohl, mehr Klimaschutz, mehr natürliche Zutaten: Zu den wichtigsten Themen auf der Anuga FoodTec 2022 gehörte ganz klar das Thema Nachhaltigkeit. Viele Unternehmen in der Food Branche haben ein großes Interesse daran, ihre Prozesse umzustellen, um Ressourcen zu schonen und den Vorgaben am Markt zu entsprechen. Doch steigen die Anforderungen an die Produktion von Lebensmitteln, steigen auch die Kosten und die Preise. Eine Entwicklung, die Felix Ahlers, Vorsitzender des Vorstands der Frosta AG, bereits aus der eigenen Unternehmensgeschichte kennt. Der Produzent plädierte in Köln auf der Eröffnungskonferenz der Messe unter anderem für mehr Transparenz und Information für die Verbraucherinnen und Verbraucher.

„Wir wollen versuchen insgesamt nachhaltiger zu sein. Es geht aber auch darum, dass wir bessere Lebensmittel herstellen wollen. Dass wir die Verbraucher motivieren wollen, mehr dafür auszugeben. Weil nur dann wird dieser Wandel funktionieren“, so Ahlers. „Und aus unserer Sicht, ist es sehr wichtig, dass die Politik hier klarere Vorgaben macht. Wir glauben, dass die Deklarationspflicht, sowohl was die Herkunftsländer angeht, aber auch was die Zusatzstoffe betrifft, deutlich verbessert werden kann.“

Eine strenge Kennzeichnungspflicht von Verpackungen, die zum Beispiel offenlegt, welche Zutat als "natürliches Aroma" zum Einsatz kommt – Frosta-Vorsitzender Felix Ahlers ist überzeugt, „wenn wir es schaffen, dass die Verbraucher mehr der Industrie und uns als Herstellern glauben, dann sind sie auch bereit dafür und für Lebensmittel mehr Geld auszugeben. Und dann wird es uns gelingen, auch einen Wettbewerb auf einem höherer Qualitätsniveau zu führen.“

Kein Wandel ohne Veränderung

Auch in Punkto Klimaschutz sind Veränderungen dringend erforderlich. „Das gilt gerade für den Wandel zu einer nachhaltigen Agrar- und Ernährungspolitik“, erklärte Cem Özdemir zur Eröffnung der Konferenz. „Klimaschutz und Biodiversität sind nicht einfach nice to have. Jede ausgestorbene Art fehlt und sie ist nicht ersetzbar. Sie sind notwendig, denn der Zustand des Klimas und der biologischen Vielfalt entscheidet eben auch über Ernährungssicherung.“

Für das Ernährungssystem der Zukunft braucht es aus der Sicht des Bundesministers ein neues Paradigma, eine Veränderung zu geschlossenen Kreisläufen und zu nachhaltigen Produktionen. „Dafür braucht es Ideen, die in der Praxis funktionieren.“ Technologien können dazu beitragen Ressourcen zu schonen, „zum Beispiel, indem man Verpackungsmüll reduziert oder Lebensmittelabfälle vermeidet.“ 

Lebensmittelverluste gezielt reduzieren

Wie die Nahrungsmittelbranche und der Verpackungsmaschinenbau dazu beitragen, Lebensmittelverluste zu reduzieren und Ressourcen zu schonen, darüber sprach Christian Traumann in seinem Vortrag zur Eröffnungskonferenz. „800 Millionen Menschen leiden auf der Welt an Hunger und sterben. Etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel auf dieser Welt werden weggeworfen, bevor sie konsumiert werden“, so der Vorsitzende des VDMA Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen und Geschäftsführende Direktor von Multivac.

Während die Verschwendung in den Schwellen- und Entwicklungsländern im Wesentlichen am Anfang der Wertschöpfungskette, beim Transport und der Lagerung wegen fehlendem Wissen und fehlender Technologie stattfindet, geschieht die Verschwendung in den Industrieländern vor allem im Einzelhandel und den Haushalten. „Die Ausgangspositionen sind vielfältig und die Lösungen sind ganz unterschiedlich. Und wir alle haben eine große Herausforderung an diesem Thema zu arbeiten und etwas zu ändern.“

Der Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenbranche kommt aus der Sicht von Traumann dabei eine zentrale Rolle zu. „Wir die Hersteller von Nahrungsmittelbearbeitungs- und Verpackungsmaschinen können innovative Lösungen anbieten und einen großen Beitrag leisten, den Hunger zu bekämpfen und das Klima zu schützen. Wir sind die Vorreiter und gehen mit innovativer Technologie neue Wege und das werden Sie beim Messerundgang sehen.“

Zuliefermesse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Die Anuga FoodTec hat damit als wichtigste Plattform des Jahres den Re-Start der gesamten Branche erfolgreich eingeleitet. Der große Investitionsbedarf und die gleichzeitig hohe Investitionsbereitschaft der nachfragenden Industrie äußerte sich auch darin, dass viele der angereisten Geschäftsführer und Betriebsleiter mit konkreten Projektideen auf die Aussteller zukamen. So wurden teilweise sogar vor Ort Maschinen und Anlagen erworben. Durch die aktuelle Weltlage erhöhte sich der Bedarf an Antworten für Fragen aus den Bereichen wie Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. Neben Key-Playern zeigten auch zahlreiche mittelständische Unternehmen, kleinere Spezialisten und 28 Start-Ups exakt auf die Branche zugeschnittene, innovative Konzepte.

Die Koelnmesse zählte rund 25.000 Fachbesucherinnen und -besucher aus über 120 Ländern, die sich auf der internationalen Zuliefermesse in Köln zu den unterschiedlichen Lösungen der über 1.000 Aussteller für die Food Branche informierten. Die nächste Anuga FoodTec findet turnusgemäß vom 19. bis 22. März 2024 statt und deckt erneut alle Aspekte der Lebensmittel- und Getränkeproduktion ab. Im Mittelpunkt stehen Innovationen und Lösungsansätze für die gesamte Wertschöpfungskette – von Prozesstechnologie über Abfüll- und Verpackungstechnik bis hin zur Lebensmittelsicherheit, von Packstoffen über Digitalisierung bis hin zur Intralogistik.

Mareike Bähnisch, freie Fachjournalistin für Prozesstechnik

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