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Die Süßwarenindustrie in Europa gehört zu den dynamischsten und größten Produktionsund Exportbranchen.
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Mit der FPC5 präsentiert Theegarten-Pactec eine Maschine, die Schokoladenriegel in Schlauchbeutel auf Papierbasis verpackt – per Kaltsiegelverfahren oder Heißsiegelverfahren.
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Die Multi-Style-Pralinenwickelmaschine HY7 von Sacmi verarbeitet auch umweltfreundliche Folien.

NACHHALTIGE MATERIALIEN FÜR SÜSSES

Mit dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit wächst auch die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Verpackungen für Sü.es. Der Druck auf die Sü.warenindustrie ist daher groß, auf ressourcenschonende Verpackungsprozesse und Materialien umzusteigen. Mit Blick auf die diesjährige interpack zeigt sich: Viele Verpackungshersteller und Anlagenbauer haben vom 4. bis 10. Mai entsprechende Lösungen für Schokolade, Kekse und Co. im Angebot.

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Europaweit produzieren über 12.000 Unternehmen rund 14,7 Millionen Tonnen Süßwaren pro Jahr, teilt der europäische Verband Caobisco mit. Weltweit sind allerdings die USA Spitzenreiter in der Süßwarenproduktion mit einem prognostizierten Umsatz von rund 264 Milliarden Euro in 2023 und dem laut Euromonitor International größten absoluten Wachstum in den nächsten fünf Jahren. Vor allem Schokolade liegt in der Gunst der Verbraucherinnen und Verbraucher ganz vorne. Im europäischen Ranking von Chocosuisse führte 2020 die Schweiz den Pro-Kopf-Konsum von Schoko lade mit über elf Kilogramm pro Jahr an, gefolgt von Deutschland (9,2 Kilogramm), Estland (8,3 Kilogramm) und Dänemark (8,2 Kilogramm). Estland hatte laut Euromonitor International im Jahr 2022 sogar den höchsten Pro- Kopf-Verbrauch von Süßwaren – insgesamt 13,6 Kilogramm verzehrte statistisch dort jeder Einwohner. Prognosen zufolge wird das baltische Land hier in den nächsten fünf Jahre noch einmal kräftig zulegen.

Aktuell hat die Branche wie viele existenzielle Sorgen: Explodierende Kosten für Energie und Rohstoffe, aber auch unterbrochene Lieferketten und Rohstoffverfügbarkeiten bereiten vor allem kleinen und mittelständischen Familienunternehmen immense Probleme. So lagen etwa im Herbst 2022 die Kostensteigerungen bei Zucker bei 100 Prozent, Butter verteuerte sich um 57 Prozent und Weizen um 60 Prozent. „Die enorme Kostenbelastung wird für unsere Unternehmen immer mehr zu einer Standortentscheidung oder gar einer Existenzfrage. Dabei wirken sich nicht allein die in 2022 stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten aus, sondern auch standortbedingte Belastungen, die in Deutschland schon langfristig überdurchschnittlich hoch sind. Hierzu zählen etwa die Arbeitskosten, Steuern und der sich immer weiter verschärfende Arbeitskräftemangel“, bestätigt auch Dr. Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI).

Lösungen für die Kreislaufwirtschaft

Trotz der Krisen stellen Süßwaren in der Lebensmittelindustrie eines der umsatzstärksten Sortimente dar; in diesem Segment wird der vierthöchste Umsatz erwirtschaftet. So verwundert es nicht, dass der Süßwarenmarkt auch einer der stark umworbenen Märkte des deutschen Einzelhandels ist. Und die Branche steht neuen Anforderungen gegenüber. Vor allem das wachsende Gesundheits- und Umweltbewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten schafft eine neue Nachfrage nach zuckerfreien Varianten und umweltfreundlicheren Verpackungen. Für die Süßwarenhersteller bedeutet das auch, dass sie ihre Verpackungsprozesse flexibler und effizienter gestalten müssen. Zunehmend setzen sie auf automatisierte Produktions- und Verpackungsprozesse und verpacken ihre Süßen Naschereien immer öfter nachhaltiger.

So gibt es die ersten Schokoladentafeln, die ohne eine innenliegende Aluminiumfolie nur in Karton verpackt werden – da dieser aber in direktem Lebensmittelkontakt steht, kommt er ohne eine Beschichtung nicht aus. Süßwarenhersteller Fazer nutzt jetzt etwa einen leichten und dispersionsbeschichteten Karton von Metsä Board für seine Adventskalender. Durch die Umstellung auf das neue Material reduziert sich der Kunststoffverbrauch gegenüber dem bisherigen PE-beschichteten Karton um jährlich 1.200 Kilogramm, teilte das Unternehmen mit. Der Adventskalender ist nun zudem komplett recycelbar, sein CO2-Fußabdruck wird dank der Leichtgewichtigkeit und Ressourceneffizienz des neuen Materials um ein Viertel reduziert. „Frischfaserkarton bietet die nötige Sicherheit für Adventskalender, insbesondere dort, wo Schokolade und Karton in direkten Kontakt kommen. Außerdem zeichnet sich unser dispersionsbeschichteter Karton durch sensorische Neutralität aus, das heißt der Geschmack der Schokolade bleibt lange erhalten“, sagt Olli Haaranoja, Sales Director bei Metsä Board.

Flexibilität und Effizienz auf der Anlagenseite

Auf einen Output von 250 Tafeln Schokolade oder Schokoriegeln pro Minute kommt eine neue Einschlagmaschine, die Sacmi unter der Marke Carle & Montanari auf den Markt gebracht hat. Sie verarbeitet auch neue umweltfreundliche Verpackungsmaterialien. Die Maschine ist das Ergebnis eines neuen Konstruktionsansatzes bei Sacmi Packaging & Chocolate, der über die traditionellen mechanischen Konzepte hinausgeht und es ermöglicht, auch empfindliche Produkte bei großen Geschwindigkeiten mit konstant hoher Qualität zu verpacken. Die Einschlagmaschine produziert Schokoladentafeln mit Innen- und Außenverpackung, wobei die innere Verpackung an drei Seiten versiegelt wird, während die äußere Verpackung aus vorgeschnittenem Karton oder Papier besteht. Sensoren an der Anlage überwachen Verbrauch, Arbeitszeiten und Effizienzindikatoren. Bei Unregelmäßigkeiten im Verpackungsprozess sendet die Maschine automatisch Warnmeldungen und eröffnet eine Remoteverbindung zum Service.

Auch eine neu entwickelte Multi-Style-Pralinenwickelmaschine von Sacmi verarbeitet umweltfreundliche Folien. Sie verpackt in Top Twist-Konfiguration bis zu 500 Pralinen pro Minute, darunter auch empfindliche oder unregelmäßig geformte Produkte. Sie gilt zudem als die erste Wickelmaschine mit Hybridtechnologie und nutzt nicht nur mechanische, sondern auch leistungsstarke, energieeffiziente Servoantriebe. Darüber hinaus verfügt die Wickelmaschine über Echtzeit-Wartungsfunktionen. Sobald die idealen Einstellungen für jede Bewegung definiert wurden, stellt die Live-Diagnose sicher, dass Abweichungen erkannt und Ausfallzeiten vermieden werden.

Zunehmend rücken nachhaltige Verpackungen für Süßwaren am Point of Sale in den Mittelpunkt. In einem gemeinsamen Projekt haben interpack- Aussteller Sabic, Süßwarenhersteller Mars und Recyclingdienstleister Landbell eine Kreislaufalternative für die flexible Verpackung eines Snackriegels entwickelt. Das verwendete Monomaterial besteht aus zertifiziertem und zirkulärem Polypropylen aus dem Trucircle-Portfolio von Sabic. Der Kreislauf beginnt mit der Sammlung von gemischten Altkunststoffen, die von der Landbell Group koordiniert wird. Das gemischte Material wird dann in einem thermisch-anaeroben Prozess in Pyrolyseöl umgewandelt, das als alternativer Rohstoff für neues, für den Lebensmittel kontakt zugelassenes PP-Polymer dient. Daraus hergestellte Pellets verarbeitet Folienhersteller Taghleef Industries dann zu BOPP-Folien.

Schokolade mit hoher Geschwindigkeit verpacken

Der nordeuropäische Süßwarenhersteller Orkla hat kürzlich in eine neue Verpackungsmaschine speziell für Schokoladenprodukte in verschiedenen Faltarten von Theegarten-Pactec investiert, um seine Verpackungskapazität am finnischen Produktionsstandort Vaajakoski zu erhöhen. Der Investition war eine längere Testphase vorausgegangen. „Für uns war das die perfekte Möglichkeit, unsere Verpackungsmaschine CHS zunächst unter realen Bedingungen in einer Süßwarenproduktion zu testen. Ein endloser Produktstrom, der Dauerbetrieb, unterschiedliche Verpackungsmaterialien und Produktqualitäten, Reinigungs- und Wartungsarbeiten während des Betriebes oder sogar Schwierigkeiten wie etwa ein Ausfall von Prozessanlagen – vieles lässt sich nicht vollständig simulieren. Letztendlich sind solche Tests unerlässlich, um einer Neuentwicklung den letzten Schliff zu geben und sie zur Marktreife zu bringen“, erklärt Daniel Schibur, Head of Sales bei Theegarten-Pactec.

Neben den allgemeinen Funktionstests wurde vor allem die zweibahnige Zuführung der Maschine – eine Besonderheit der CHS – genau getestet. Die Herausforderung dabei: einen Teil der Produkte von einem endlosen Produktstrom des Hauptbandes in den zweibahnigen Einlauf der CHS umzuleiten und zusätzlich dafür zu sorgen, dass ein ständiger Ausgleich zwischen den beiden Bahnen stattfindet. Jede der beiden Zuführbahnen muss kontinuierlich mit 900 Produkten pro Minute versorgt werden, die dann im Verpackungsprozess zu einem einbahnigen Strom von 1.800 Produkten pro Minute zusammengefasst werden. Ein integriertes Kamerasystem und effektiv platzierte Sensoren prüfen nun konstant den ankommenden Produktstrom auf dem Hauptband. So wird garantiert, dass sich die beiden Produktströme vor der Maschine um nicht mehr als fünf Produkte unterscheiden. Die Maschine lässt sich flexibel auf neun unterschiedliche Faltarten umstellen: Doppeldrehen, Protected Twist, Top Twist, Side Twist, Stanniolieren, Bodenfaltung, Seitenfaltung, Wiener Fruchteinschlag und – ganz aktuell – Brieffaltung.

Inspektionssystem für Snacks und Süßwaren

Wie überall in der Lebensmittelindustrie, sind auch in Süßwaren und Snacks Fremdkörper absolut unerwünscht. Moderne Inspektionssysteme sorgen daher heute an den Verpackungsmaschinen für Sicherheit. Ein neues Röntgeninspektionssystem von Mettler-Toledo wurde beispielsweise speziell für die Fremdkörpererkennung in kleinen, einzeln verpackten Snacks und Süßwaren bei hohen Produktionsgeschwindigkeiten entwickelt. Es ermöglicht eine kosteneffiziente Inspektion unmittelbar nach dem Flow-Wrapping oder der Versiegelung von Einzelprodukten. Das kompakte Inspektionssystem verfügt über einen integrierten Ausschleusmechanismus und unterstützt den Betrieb mit Bandgeschwindigkeiten von bis zu 120 Metern pro Minute. Damit sei es erstmals möglich, die Röntgeninspektion auf die hohen Geschwindigkeiten vieler Schlauchbeutel- und Versiegelungsmaschinen abzustimmen, die in der Süßwarenbranche beim Verpacken einzelner Produkte zum Einsatz kommen, so der Hersteller. Selbst sehr kleine Fremdkörper werden mit hoher Genauigkeit erkannt. Und da anstelle von gesamten Verkaufseinheiten einzeln verpackte Riegel direkt nach dem Verlassen der Schlauchbeutelmaschine überprüft und gegebenenfalls ausgeschleust werden, lassen sich zudem Kosten einsparen.


Diesen Artikel finden Sie in LT 5/2023 auf den Seiten 26 bis 28.

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