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16 Tonnen Dampf pro Stunde liefert dieser sonderangefertigte Kessel von Viessmann für die Produktion von Babymilchpulver bei DMK.
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Die Humana-Babymilchpulverprodukte werden rund um den Globus vertrieben.
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Das DMK-Werk in Strückhausen ist mit modernster Anlagentechnik ausgestattet.

REINSTER DAMPF FÜR BABYNAHRUNG

In Strückhausen, nördlich von Bremen inmitten grüner Wiesen, befindet sich ein hochmoderner Produktionsbetrieb. Als größte deutsche Molkereigenossenschaft stellt die DMK Group dort Babymilchpulver her. Dieses landet unter der Marke Humana in den Regalen der Lebensmittel- und Drogeriemärkte rund um den Globus. Der Weg von der Rohmilch zum Enderzeugnis ist nicht nur ein anspruchsvoller, sondern auch ein energieintensiver. Neben jeder Menge Prozesswärme braucht es für den Bereich der sterilen Produktion auch hygienisch reinen Dampf.

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Das bereits seit 1884 bestehende Milchwerk im niedersächsischen Strückhausen wurde in von DMK zu einem hochspezialisierten Werk für Säuglingsmilchpulver aus- und umgebaut. Den Gesamtauftrag erhielt der technische Gebäudeausrüster Efficient Technical Solutions, ein Tochterunternehmen der Elevion-Gruppe. Das ETS-Team hat die gesamte Energieerzeugung geplant, errichtet und in Betrieb genommen: von der Heizung, der Kühlung, über die Prozesswärme in Form von Dampf bis hin zum Reindampferzeuger. Auch die Infrastruktur, die den Molkereibetrieb mit Strom, Hochdruckdampf, Heiß- und Kühlwasser, Druckluft sowie Trink- und Eiswasser versorgt, kam von den national und international tätigen Energiespezialisten. „Für uns war das das größte Projekt in unserer noch jungen Firmengeschichte“, sagt Florian Oberpaul, Mitglied der Geschäftsleitung und Projektleiter der Energiezentrale, die im Babynahrungswerk installiert ist. In den Bereichen für das Trocknen, Mischen und Abfüllen des Milchpulvers wurden die Bestandsgebäude komplett entkernt, damit so genannte Haus-in-Haus-Konstruktionen eingebracht werden konnten.

Ein besonderes „Puzzlestück des gesamten Projekts“, wie es Oberpaul nennt, war dabei die Auswahl des idealen Reindampferzeugers. „Das Thema Reindampferzeugung wird von vielen oft stiefmütterlich behandelt, nach dem Motto: Das bisschen Reindampf macht sich von allein. Aber so ist es eben nicht. Am Ende des Tages ist die Reindampferzeugung ein entscheidender Hebel für den gesamten Prozess“, betont Oberpaul. Im Reindampf dürfen keine gesundheitsschädlichen Stoffe oder Verschmutzungen enthalten sein.

Die am Standort Strückhausen eingesetzte Anlage ist eine Sonderanfertigung von Viessmann. Der Reindampferzeuger ist Teil der sterilen Produktion von Konzentraten im Babynahrungswerk und musste deshalb komplett aus Edelstahl gefertigt sein. „Sogar die heizdampfseitige Verrohrung und die Armaturen mussten in Edelstahl ausgeführt werden. Das war schon eine Besonderheit“, betont Steffen Bartels, Projektverantwortlicher bei Viessmann Industriekessel.

„Die Forderung nach dem Reindampferzeuger kam erst sehr spät im Planungsprozess. Der Bau in Strückhausen war schon weit fortgeschritten. Wir mussten den Reindampferzeuger per Kran über eine Öffnung durch die Fassade des Gebäudes einbringen. Deshalb musste er besonders kompakt sein“, berichtet der Florian Oberpaul. Für die Spezialisten von Viessman kein Problem: „Sonderanlagen sind unser Alltagsgeschäft“, so Bartels. „Und wenn höhere Dampfqualitäten gebraucht werden, sind wir Profis.“

Höchste Dampfqualitäten sind in der Herstellung von Babymilchpulver ein absolutes Muss. Die Hygienestandards im sterilen Produktionsbereich im Werk gleichen denen eines Pharmaunternehmens. Deshalb muss nicht nur der Reindampferzeuger an sich, sondern auch dessen Speisewasser besondere Hygieneanforderungen erfüllen. In der Sonderanlage in Strückhausen kommt ausschließlich vollentsalztes Wasser gemäß DIN EN 285 zum Einsatz, das nahezu chemisch rein ist.

Der Reindampferzeuger von Viessmann arbeitet mit acht bar Überdruck, einer Temperatur von 175 Grad Celsius und liefert so pro Stunde 2.500 Kilogramm reinen Dampf. Die Druckschwankung der Anlage liegt bei unter zehn Prozent, der Feuchtigkeitsgehalt des Reindampfs bei unter 3,5 Volumen-Prozent. Ein integrierter thermischer Hochdruck-Speisewasser-Entgaser verhindert, dass sich nicht-kondensierbare Gase anreichern und die Wirksamkeit der Sterilisation beeinträchtigen. Eine automatische Entlüftung des Entgasers minimiert darüber hinaus Stillstands- und Leckverluste.

„Prozesssicherheit steht bei der Herstellung von Babynahrung an oberster Stelle. Hier gibt es keine Fehlertoleranz. Wir stellen demnach höchste Ansprüche an Mensch und Maschine“, betont Thomas Dilissen, Projektmanager bei der DMK Group. Aus diesem Grund sind alle wesentlichen Komponenten der Anlagentechnik redundant ausgeführt – bis auf die des Reindampferzeugers. Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf modernste Technik für vollautomatische Prozesse sowie eine kontinuierliche und umfassende Prozessdatenaufzeichnung. Im Falle eines Falles kann das Hightech-Werk Produktionsspitzen umliegender Werke abfangen und bei Störungen einspringen.

Wärme für den Reindampferzeuger liefern zwei Dampfkessel. Sie sind Sonderanfertigungen nach dem Entwurf von Viessmann Industrial Boiler Solutions mit Sitz in Dillenburg. Die beiden Dampfkessel für die Prozesswärme arbeiten mit einem Druck von 27 bar, einer Temperatur von 192 Grad Celsius und versorgen das Werk mit jeweils 16 Tonnen Dampf pro Stunde. Fünf Prozent der so erzeugten Wärme gehen in den Reindampferzeuger. 95 Prozent fließen in den gesamten Prozess, der notwendig ist, um der Milch, die zu 87 Prozent aus Wasser besteht, das Wasser zu entziehen und zu Milchpulver mit einem Feuchtigkeitsgehalt von rund drei Prozent zu verarbeiten.

Das der Milch entzogene Wasser wird gereinigt und anschließend genutzt, um Arbeitsmaterial zu säubern. Auch der Großteil der Prozessenergie fließt in den Produktionskreislauf zurück, was Energie spart. Sowohl aus Umwelt- als auch aus Hygienegründen stellt DMK die Verpackung für sein Humana-Babymilchpulver vor Ort her. Die Milch stammt aus gentechnikfreier Fütterung und der Standort, der mitten im Erzeugergebiet Weser-Ems liegt, bietet den idealen Zugang zur Rohmilchquelle. Das Babynahrungswerk, in dem rund 160 Mitarbeiter beschäftigt werden, läuft an sieben Wochentagen im Dreischichtbetrieb.

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