© Air Liquide/Staufen
Wertströme und deren zentrale Rolle in der Zukunft der Lebensmittelindustrie standen auf der Agende des diesjährigen Food Club.

RÜCKBLICK AUF DEN 5. FOOD CLUB

Nach drei Jahren Corona-Pause ging der Food Club dieses Jahr in die 5. Runde. Am 9. bis 10. Juni luden Air Liquide und die Staufen AG zum exklusiven Event in die Kölner Kranhäuser ein. In einer kleinen Runde wurde über Trends und Neuheiten in der Lebensmittelindustrie informiert und diskutiert. Neben der Gelegenheit zum Networking gab es in Form von Fachbeiträgen Einblicke in verschiedene innovative Verfahrensprozesse.

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Die gesamte Lebensmittelindustrie ist dem stetigen Wandel ausgesetzt. Für die langfristige Gewährleistung der Wettbewerbsfähigkeit und des geschäftlichen Erfolgs der Akteure spielen Kenntnisse über aktuelle Trends und deren strategische Einbindung eine entscheidende Rolle. Nach längerer Corona- Zwangspause konnten dieses Jahr Kollegen aus ganz unterschiedlichen Food-Segmenten genau diese Trends in der exklusiven Food Club-Veranstaltungsreihe herausarbeiten. Partner des diesjährigen Food Clubs waren Air Liquide, Fraunhofer ISI, Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik (DIL), Staufen und der Unser Heimatbäcker Holding GmbH. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ansgar Rinklake von Air Liquide und Axel Davila von Staufen.

Trend- und Zukunftsforscher Dr. Björn Moller des Fraunhofer ISI eröffnete die Veranstaltung. Unter dem Thema "Zukunft Food – Foresight Prozesse am Beispiel Ernährung" zeigte er Mittel und Wege auf, wie eine Transformation zu nachhaltigen Lebensmittel-Systemen gelingen kann. Die Herausforderung laut Moller sei es, dass alle Akteure zusammen aktiv werden müssen. Dazu gehören der Handel, die Verbraucher sowie die Politik. In den überwiegenden Food- und Agrikultur-Projekten des Fraunhofer ISI zeigt sich bereits, dass kurze lokale Wertschöpfungsketten für den Lebensmittelsektor von morgen zielführend sind.

Udo Dauber, Leiter der Gesamtproduktion von Unser Heimatbäcker berichtete zu dem Thema "Lean Management in der Praxis: Über die Wandlungsfähigkeit eines Bäckerei-Unternehmens". Eine große Herausforderung in den vergangenen Jahren war unter anderem der Mitarbeiterverlust durch die Corona-Pandemie, aber auch das umfangreiche Sortiment von über 500 Artikeln und das damit verbundene aufwendige Handling. Durch die Einführung von Shopfloor Management (SFM) wurde das Unternehmen präziser und effizienter. „Mit Hilfe von SFM haben wir unter anderem den Mehrverbrauch des Fondants um 50 Prozent reduziert, was 2,5 Tonnen entspricht“, so Dauber. SFM zielt auf eine Optimierung von Leitungsund Führungsaufgaben mit dem Ziel, dass Management und Mitarbeiter am Ort der Wertschöpfung zusammenarbeiten. Auch in der Kommunikationskultur wurde einiges verändert. Der Wandel im Unternehmen zeigt, dass eine Optimierung der Teamarbeit, eine klare Kommunikation und Mitarbeiterbefähigung zu einer höheren Produktivität, besseren Qualität und einem angepassten Lohnniveau führen.

Zum Thema Entlastung der Mitarbeiter von gefährlichen, anstrengenden oder routinierten Tätigkeiten, hielt Clemens Hollah vom DIL einen Vortrag über "Automatisierung und Prozessverkettung". Durch den Einsatz von Maschinen sollen somit mehr Arbeitskräfte für wertschöpfende Tätigkeiten zur Verfügung stehen. „Automatisierung ist sinnvoll und erfolgreich einsetzbar, wenn das Gesamtsystem der Produktion in triviale Einzelsysteme unterteilt werden kann und der Transport des Produktionsguts nicht verletzlich ist“, erklärte Hollah.

Auch die beiden Veranstalter Air Liquide und Staufen beteiligten sich am Programm des diesjährigen Food Club. Ansgar Rinklake, Air Liquide Market Manager, thematisierte "Automatisierung durch Stabilisierung". Dabei erklärte er, wie man mit tiefkalt verflüssigten Gasen, Automatisierungspotenziale in der Prozesskette realisieren kann. Der Vorteil von derartigen Gasen ist, dass sich große Mengen an Kälteenergie innerhalb von kurzer Zeit in einen Prozess einbringenlassen. Damit kann man bei klebrigen instabilen Lebensmitteln, wie beispielsweise marinierten Steaks, die Oberfläche blitzschnell anhärten (anfrieren), um sie dann mit einem Roboter zu greifen und automatisch zu verpacken. Des Weiteren können Abkühlprozesse sehr stark beschleunigt werden, so dass eine direkte Weiterverarbeitung möglich ist. Oft geht damit auch eine deutliche Qualitätsverbesserung einher.

Axel Davila, Principal Food and Beverage der Staufen AG, stellte "Lebensmittel im Fluss: Effiziente Wertströme in der Lebensmittelindustrie" vor. Dabei seien sowohl wertschöpfende als auch nicht-wertschöpfende Geschäftsprozesse in der Lebensmittelindustrie von großer Bedeutung. Das Stichwort lautet: Lean Management. Durch effiziente und verschwendungsarme Prozesse soll ein nachhaltiger Erfolg für die gesamte Lieferkette und alle Beteiligten erzielt werden. Das Lean Management streicht somit alle nicht wertschöpfenden Prozessbestandteile. Dabei werden sämtliche Bereiche analysiert, in denen Verschwendung entsteht, um diese zukünftig zu verhindern. Die richtige Nutzung zahlt zudem auch auf die neue EU-Farm to Fork Strategie ein.

Alle Beteiligten waren sich einig, dass vor allem Fachkräftemangel und Lieferketten das Thema Automatisierung beschleunigen. Flexibilität und Wandlungsfähigkeit bleiben im Hinblick auf aktuelle, nicht vorhersehbare Ereignisse für alle Betriebe eine stetige Herausforderung, weshalb der Food Club einen wichtigen Ort des Austauschs und der Information darstellt. Der nächste Food Club ist am 1. und 2. Juni 2023 geplant.

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