EIN ŠTARK-ES STÜCK
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Der Film "Chocolat" aus dem Jahr 2000 erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrer Chocolaterie ein französisches Dorf bezaubert. 78 Jahre zuvor ereignete sich Ähnliches in Zemun im heutigen Serbien – ganz real, ohne Hollywood, und mit umgekehrten Rollen: Ein französischer Soldat beschließt nach dem ersten Weltkrieg, in Serbien zu bleiben – der Liebe wegen, und zwar im doppelten Sinne. Nicht nur zu einer Frau namens Theresa, sondern auch zur Schokolade, die er nach einem heimischen Rezept fortan selbst herstellt und zunächst in einem kleinen Café erfolgreich verkauft. Damit legt er den Grundstein für die Schokoladenfabrik "Louit", später umbenannt in "La Cigogna", die über Zusammenlegungen stetig wuchs und mehrfach ihren Namen wechselte – von Soko Štark in den 1960ern zu Atlantic Štark seit 2020, nachdem der kroatische Lebensmittelkonzern Atlantic Grupa das Unternehmen 2010 erworben hatte.
Portfolio mit komplexen Verpackungsprozessen
Bei einer derart facettenreichen Geschichte verwundert es wenig, dass auch das Portfolio von Štark – so die Kurzform des Unternehmensnamens – immer vielseitiger wurde. Neben Schokolade wie der landesweit bekannten Najlepše želje – Serbisch für "Beste Wünsche" – stellt das Unternehmen Kekse und herzhafte Snacks wie Erdnussflips her. Für Begeisterung sorgt bei Verbrauchern seit Jahrzehnten auch ein schokoliertes Schaumdessert in Bananenform. Die einzeln in Schlauchbeutel verpackten "Bananica" kommen in Schachteln unterschiedlicher Stückzahlen auf den Markt. Genauso beliebt ist "Citro", ein schokoliertes Geleeprodukt mit Zitronen- oder Orangengeschmack, das ebenfalls in Schlauchbeuteln und Schachteln in die Regale kommt.
Entsprechend komplex sind die Verpackungsprozesse, die der Hersteller bereits vor 20 Jahren teilautomatisierte; viele Abläufe, darunter auch das Kartonieren, erfolgten teilweise manuell. Doch wie so oft in seiner Historie kündigte sich nach zwei Jahrzehnten ein Wechsel an, führte die bestehende Verpackungslinie doch zu kostspieligen Engpässen beim Endverpacken. Eine effizientere und flexiblere Lösung musste her, die bei Portfoliozuwächsen weiterhin für eine starke Leistung und effizientes Verpacken sorgen sollte. Der Haken an der Sache: Um die Produktion möglichst schnell wiederaufzunehmen, sollte die neue Verpackungsanlage in gerade einmal drei Wochen in Betrieb gehen. Wie also vorgehen – und mit wem?
Eine Geflügelpastete namens Argeta gab den entscheidenden Impuls. Das in Metalldosen verpackte Produkt gehörte vor Jahren zum Portfolio; Atlantic Droga Kolinska kartonierte es erfolgreich mit zwei TLM-Verpackungsmaschinen von Schubert in Slowenien und Bosnien. „Das Engagement und die Erfahrung von Schubert hatten wir in guter Erinnerung“, berichtet Marko Abramović, Geschäftsführer bei Atlantic Štark. „Für die Automatisierung unserer Bananica- und Citro-Linie wollten wir erneut mit Schubert zusammenarbeiten – und wandten uns 2023 umgehend an die Experten.“
Zu Besuch bei Štark in Belgrad
November 2024: In der Produktionshalle von Atlantic Štark steht eine Gruppe Menschen an einer nagelneuen, vollautomatisierten Verpackungslinie. Die imposante Anlage, die alle Blicke auf sich zieht, installierte Schubert in nur drei Wochen – ein ambitioniertes Vorhaben, das die Vertreter von Atlantic Štark und der Gerhard Schubert GmbH zunächst an einem Tisch, später in den Hallen selbst versammelte, um den sportlichen Zeitplan einzuhalten. Das Ergebnis lässt sich sehen, entsprechend gelöst ist die Stimmung.
Vier miteinander verbundene Maschinen, von der Primär- bis zur Tertiärverpackung, fügen sich platzsparend in die Räumlichkeiten – mit der Option, langfristig auch Technologie zum Verpacken von Trays und einen weiteren Casepacker einzubinden. Zusammen mit Ralf und Gerald Schubert sehen sich Geschäftsführer Marko Abramović, Projektleiter Nenad Ivanović, Nemanja Mašić, Leiter der Abteilung Unternehmensinvestitionen, und weitere Verantwortliche aus Produktion und Wartung die Linie an, tauschen sich aus, beobachten gespannt die einzelnen Prozesse. Schlauchbeutelverpacken, kartonieren, endverpacken – alles passt.
Das kommt nicht von ungefähr, umfasst die Verpackungslinie aus einem TLM-Flowpacker mit zwei Flowmodulen, zwei TLM-Kartonierern und einem TLM-lightline-Casepacker von Schubert auch modernste Pick-and-Place-Roboter. „Die Roboter hatten wir vorher nicht, sondern eine mechanische Zuführung mit technischen Grenzen“, so Nenad Ivanović. „Jetzt arbeiten wir schneller und genauer. Die Engpässe beim Verpacken sind damit Geschichte.“ Die Roboterarme, die vor ihm unermüdlich Schaumbananen und Geleezitronen vom großen Zuführband der Linie in den Einlauf des Flowmoduls setzen, liefern dafür den untrüglichen Beweis.
Zwölf F4-Roboter sammeln die in 19 Spuren angeordneten Schoko-Erzeugnisse behutsam auf – ganz so, wie es die druckempfindlichen Bananica und Citro erfordern – und setzen sie genauso sanft in die Zuführketten der beiden Flowmodule, Schuberts Schlauchbeutelmaschinen. Hier spielt das Unternehmen seine Stärke in der Bildverarbeitung aus: Scanner erfassen die Schokoprodukte optisch und überprüfen, ob sie die vorab festgelegten Werte einhalten. Produkte, die nicht den Vorgaben entsprechen, beziehungsweise Qualitätsmängel aufweisen, werden nicht aufgenommen.
Platzsparendes Hallenlayout mit vier Maschinen
In kräftigem Rot und Orange leuchten die Schlauchbeutel, die das Flowmodul anschließend schnell und präzise um die Produkte formt. Auf diese Weise verlassen zweimal 425 erstverpackte Bananica pro Minute das leistungsstarke System – sicher mit ein Grund für das anerkennende Nicken, das sich in der Gruppe immer wieder bemerkbar macht. Gespannt wenden sich alle Beteiligten den zwei Kartonierern zu, die in Belgrad die Prozesse flexibilisieren. Seine Bananica vertreibt Štark in Schachteln zu je fünf, zehn, 16, 24 und 40 Produkten – bis zu fünf Lagen sind dabei möglich. Das Besondere daran: Die Schachteln mit fünf, zehn und 16 Produkten kommen zusätzlich in unterschiedlich bestückte Transportverpackungen. Entsprechend mehrgleisig muss das Unternehmen vorgehen. Insgesamt sieben Formate mit Füllmengen zwischen fünf bis 40 Stück beherrschen die Kartonierer. Für alle Schachteln entwickelte Schubert neue Zuschnitte, dank deren Štark Material einsparen konnte.
„Die beiden Kartonierer und der Casepacker von Schubert geben uns die Flexibilität, die der vorigen Verpackungslinie fehlte – und ermöglichen uns langfristig, mit weiteren Formaten zu experimentieren“, erläutert Nemanja Mašić, der die damit verbundene Investition positiv betrachtet. „Auch Bedienung, Reinigung und Wartung gelingen dank des übersichtlichen, gut zugänglichen Layouts im Handumdrehen. Die Mittel, die wir für die Anlage und ein fundiertes Training in Crailsheim zur Verfügung gestellt haben, zeigen ihre Wirkung.“
Und nicht nur das: Während der drei Wochen in Belgrad, aber auch davor, arbeiteten die beiden Partner so flexibel zusammen wie die Komponenten innerhalb der Verpackungslinie. „Das Schubert-Team kam immer wieder proaktiv auf uns zu, machte Vorschläge, um das Hallenlayout zu verbessern, und gab Tipps für die Umsetzung. Das hat uns begeistert und überzeugt, mit dem richtigen Partner zusammenzuarbeiten“, betont Mašić. „Allein das platzsparende Hallenlayout mit vier Maschinen hat die Funktionalität und Kapazität unserer Produktionslinie deutlich verbessert. Wirkungsgrade von 97 Prozent pro Maschine sprechen für sich.“
Zielsicher in die bereitgestellten Kartontrays
Die Gruppe hat sich inzwischen beim TLM-lightline-Casepacker eingefunden und wartet gebannt auf die ersten befüllten und verschlossenen Schachteln. Bald rollen sie vom Band, bereit für die weitere Reise zu Großabnehmern und den Lebensmitteleinzelhandel. Der Casepacker steht direkt hinter dem ersten Kartonierer, der die kleineren 5er-, 10er- und 16er-Schachteln verpackt. Diese laufen auf dem Einlaufband in die Maschine, bevor eine Gruppierkette sie aufrechtstehend zusammenfasst.
Schubert wäre nicht Schubert, wenn nicht parallel ein weiterer Prozess liefe: Gleichzeitig entstapelt der Casepacker Flachzuschnitte und richtet sie per A3-Aufrichter zu Kartontrays auf. Per Vakuum-Transportsystem geht es zur Füllposition, wo erneut Schubert-Robotik die Gäste auf sich aufmerksam macht: Sie entnimmt die gewünschte Menge gruppierter Produkte und setzt diese zielsicher in die bereitgestellten Kartontrays. In einem weiteren Schritt nimmt der Casepacker Deckelzuschnitte vom Stapel, bringt Leim auf, faltet und verklebt sie um die befüllten Trays – fertig sind die Shelf-Ready-Verpackungen.
Bei so viel Bewegung in und um die Maschine wächst der Appetit: Am Ende der aufregenden Tour überzeugten sich die Anwesenden persönlich von Bananica und Citro. Wie es schmeckte? Das bleibt ein Geheimnis. Ganz unverschleiert fällt das Fazit von Geschäftsführer Abramović aus: „Ein Produkt wie Bananica oder Citro zeichnet uns aus, bedeutet Tradition und Geschichte. Dank leistungsstarker, flexibler Automatisierung können wir diese fortschreiben – nicht zuletzt dank der zusätzlichen Format- und Kapazitätsoptionen, die uns damit offenstehen.“
Diesen Artikel finden Sie in LT 7-8/2025 auf den Seiten 10 bis 13.
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