© Thomas Wiese
Von recyclingfähigen Packmitteln bis hin zu auf Effizienz getrimmten Verpackungslinien leisten die in Köln präsentierten Lösungen einen Beitrag zu einer ökologischeren Produktion.
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Lebensmittelhersteller benötigen hochflexible Anlagen, die einfache und schnelle Formatwechsel erlauben.

SUSTAINABLE PACKAGING

Vor dem Hintergrund, dass die Lebensmittel- und Getränkeindustrie  eine zentrale Rolle beim Thema Nachhaltigkeit spielt, kommt der Anuga FoodTec eine besondere Bedeutung zu. Nachhaltige Verpackungslösungen stehen ganz oben auf der Agenda des internationalen Branchentreffpunkts, der unter dem Leitthema "Responsibility" vom 19. bis  22. März 2024 in Köln stattfindet.

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Eines der spannendsten Themen, die auf der Anuga FoodTec diskutiert werden, ist die Frage nach dem "optimalen" Verpackungsmaterial. Hier die richtige Entscheidung zu treffen, ist für Lebensmittelproduzenten nach wie vor eine Herausforderung. Mit dem New Green Deal der Europäischen Union gesellen sich zum Wunsch nach weniger und leichteren Verpackungen zusätzlich die Anforderungen an die Recyclingfähigkeit. Spätestens bis zum Jahr 2030 sollen alle nicht recycelbaren Stoffe aus den Verpackungen verbannt werden.

Papier und Monofolien im Vorteil

Gefordert sind mehr denn je ressourcenschonende Lösungen, die das Lebensmittel optimal schützen – denn nur ein Produkt, das den Verbraucher einwandfrei erreicht, trägt letztlich zur Nachhaltigkeit bei. Hier ist die Verpackungsbranche gefragt. Mehr Papier statt Kunststoff, mehr recyclebare Monomaterialien statt Multilayerfolien lautet die Antwort der auf der Anuga FoodTec ausstellenden Unternehmen, die mit ihrer Expertise im Bereich Packaging die Produzenten auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen. Die Herausforderung dabei: Papier weist zunächst einmal keine Barriere- oder Siegeleigenschaften auf – sie müssen dem Material erst verliehen werden. In Köln werden die jüngsten Fortschritte präsentiert, die dabei erzielt wurden.

Dazu zählen funktionale Papiere mit einem hohen Anteil erneuerbarer Rohstoffe, die Spezialbeschichtungen oder Laminierungen überflüssig machen und im Papierkreislauf recycelt werden können. Mit integrierten Barrieren gegen Sauerstoff, Wasserdampf und Fett sorgen sie dafür, dass die Qualität der verpackten Lebensmittel erhalten bleibt. Andere Papiere sind rückseitig mit einer Dispersion versehen, die eine gute Heißsiegelfähigkeit bietet. Sie eignen sich für Multipacks und solche Lebensmittel, die keinen besonderen Schutz benötigen – wie Bonbons oder Kleingebäck. Ob Standbodenbeutel, Flow Pack oder Tiefziehverpackungen: In den Messehallen ist für jede Verpackung das passende Konzept zu finden. Richtig designt, sind auch Kunststoffverpackungen ein Vorbild in Sachen Recyclingfähigkeit. Mit einem großen Portfolio an Monomaterialien, Folien aus erneuerbaren Ressourcen sowie besonders dünnen Strukturen zeigen die Anbieter auf der Anuga FoodTec Verpackungskompetenz in Bestform. Als echte Einstofflösungen lassen sie sich den entsprechenden Wertstoffkreisläufen zuführen.

Keine Kompromisse bei der Maschinenleistung

Dabei muss der Verpackungsprozess schnell und zuverlässig funktionieren, und das auch mit alternativen Verpackungsmaterialien. Die Verpackungsmaschinenbauer haben die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit deshalb seit Langem im Blick. Sie legen bei der Konstruktion ein großes Augenmerk auf die flexiblen Einsatzmöglichkeiten ihrer Anlagen und testen die innovativen Verpackungskonzepte auf ihre Tauglichkeit. Damit Schlauchbeutel aus faserbasierten Folien bei hoher Taktzahl mit der Maschinenleistung von Kunststoffschlauchbeuteln mithalten können, wird beispielsweise die Reißfestigkeit der Siegelnaht genauestens unter die Lupe genommen. 

Mit den Hochleistungsverpackungsmaschinen der jüngsten Generation lassen sich Schlauchbeutel aus Barrierepapier mit integrierter Heißsiegelfähigkeit und einem Papieranteil von über 95 Prozent herstellen – zum einen mittels gängigem Kaltsiegelverfahren, zum anderen per weitaus komplexerem Heißsiegelverfahren. Präzise regelbare Temperaturen lassen den Prozess dabei sowohl an die Erfordernisse des Packmittels als auch an die Belastbarkeit des zu verpackenden Produktes anpassen. Konnten Bestandsmaschinen diese bisher nicht verarbeiten, lösen spezielle Nachrüstkits mittlerweile das Problem. Lebensmittelhersteller können damit unkompliziert zwischen Papier und Monostrukturen wechseln, die auf Polypropylen oder Polyethylen basieren.

Nahtlos automatisiertes Verpacken

Nur wenn Verpackung und Anlage perfekt aufeinander abgestimmt sind, können die Prozesse in der Lebensmittelproduktion effizient und mit hoher Leistung ablaufen. Bei der Konzeption vollautomatisierter und robotergestützter Verpackungsmaschinen richtet sich der Blick deshalb nicht mehr nur auf die Primär- und Sekundärverpackung, sondern zunehmend auch auf die vor- und nachgelagerten Prozesse. Lebensmittelhersteller benötigen hochflexible Anlagen, die einfache und schnelle Formatwechsel erlauben und anschließend umgehend wieder einsatzbereit sind. Für alle Verpackungsprozesse wie Schachtelzuschnitte aufrichten, Gruppieren und Toploading sowie fürs Verschließen und Kennzeichnen kommen bewährte Standardmodule zum Einsatz. Soll das Produkt wahlweise zuerst in ein Karton- oder Kunststoff-Tray gelegt werden, so kann diese Funktion einfach mit einer zusätzlichen Teilmaschine realisiert werden. Vorteilhaft ist ein solches Maschinenkonzept, das konsequent der Plug-And-Play-Philosophie folgt, auch dann, wenn es darum geht, platzsparende End-of-Line-Lösungen anzuhängen, um den gesamten Prozess nahtlos abzubilden. Selbst Fremdaggregate, die Aufgaben wie Etikettieren und Palettieren übernehmen, lassen sich integrieren und über ein einziges HMI bedienen.

Die Kombination aus Flexibilität und Multifunktionalität machen die modernen Verpackungsmaschinen, die auf der Anuga FoodTec im Live-Betrieb zu sehen sind, zu wahren Allround-Talenten. Das bedeutet auf lange Sicht weniger ungeplante Stillstände, weniger Ausschuss, weniger Ressourcenverbrauch und dadurch mehr Nachhaltigkeit in der Produktion. Gerade in Branchen mit leicht verderblichen Waren wie Fleischprodukten oder Feinkost ist das entscheidend – denn dort hat praktisch jeder ungeplante Stopp zur Folge, dass die Lebensmittel nicht mehr in den Handel gelangen. Welche nachhaltigen Lösungen die Verpackungsbranche noch bereithält, wird sich vom 19. bis 22. März 2024 auf der internationalen Zuliefermesse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie in Köln zeigen.


Diesen Artikel finden Sie in LT 11/2023 auf den Seiten 36 bis 37.

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